Halle Westfalen. 21. Dezember 2018. Seit nunmehr drei Jahren arbeiten rund ein Dutzend Spezialisten an den Plänen für das Haller Glasfasernetz. Mehr als 2.000 Stunden sind bisher aufgelaufen. 200 einzelne Baugenehmigungen für die Unterquerung von Straßen, Bahnschienen und Gewässern mussten erarbeitet werden. Zeit für ein Zwischenfazit, dass die Planungsbeteiligten in ihrer bisher 21. Arbeitskonferenz zogen.
Nur Weniges war für die Baumeister des Haller Glasfasernetzes einfach. So hatte zum Beispiel die TWO vor dem A33-Bau bereits Leerrohre unter der Trasse für weitere Leitungen mitverlegt. Und weitere 3,9 Kilometer in diesem Jahr. Das Meiste war schwierig: Der Kreis wollte anfangs eine Messung der Sohlentiefe von 70 Bächen und Ackergräben. Das hätte viel Zeit gekostet. In Gesprächen konnte man sich verständigen, die Messung unmittelbar mit dem Bau der Düker genannten Unterquerungen auszuführen. Schwierig gestalten sich auch die Ansprüche der Fördergeber, die wollen anfangs alle 100, jetzt noch alle 400 Meter ein Foto vom offenen Kabelkanal. Oder ein besonderes Materialkonzept mit Leerrohr und Reserveleitung je Hausanschluss, welches dickere Leitungsbündel und deutlich größer dimensionierte Kabelschränken fordert. Nicht zuletzt musste das kleine städtische Unternehmen bei der Bundesnetzagentur eine „Nutzungsberechtigung für öffentliche Verkehrswege nach Telekommunikationsgesetz“ beantragen.
Auf immer neue Fragen gestoßen
Immer wieder stieß das Planungsteam um die beiden nebenamtlichen hallewestfalen.net-Geschäftsführer Jochen Strieckmann (sonst Finanzchef im Haller Rathaus) und Johannes Schwöppe (im Hauptberuf Geschäftsführer der T.W.O. Technische Werke Osning GmbH) auf bisher nie gestellte Fragen: Dürfen Häuser angeschlossen werden, die heute schon am Haller Ortsnetz hängen aber jenseits der Ortsgrenze stehen? Was ist mit jenen innerhalb der Stadtgrenze, die eine andere Vorwahl haben? Dürfen rund 100 weitere Häuser angeschlossen werden, die mit 30,01 Mbit/s theoretisch nicht, aber in der Realität doch unterversorgt sind? Dazu Johannes Schwöppe: „Es ist für das gesamte Team eine große Herausforderung, solche Fragen zu erarbeiten. Aber noch schwieriger ist es, darauf eine Antwort zu bekommen.“ Wenn es überhaupt Antworten von Seiten der Fördermittelgeber gebe, müsse man auf die sehr lange warten.
Pionierleistung ist Fluch der Haller
Die Haller wissen nur zu gut um ihre Pionierleistung: Halle ist neben Kamen-Bönen-Bergkamen einer von nur zwei Standorten in NRW, die ihr Breitbandnetz selbst bauen und dann verpachten wollen. Betreibermodell nennt sich das. Das Gegenteil ist das Wirtschaftlichkeitslückenmodell. Bei dem suchen die Kommunen einen Netzanbieter, der das Glasfasernetz im Außenbereich baut und betreibt. Hierzu muss die Kommune einen einmaligen Beitrag leisten, der einen wirtschaftlichen Betrieb des Netzes ermöglicht.
Jochen Strieckmann formuliert das Haller Fazit einer schwierigen Planungsphase vorsichtig: „Wir haben uns mehr als einmal gefragt, ob die hohen Anforderungen des Fördergebers Bund mit seinem eigentlichen Ziel einer zeitnahen Breitbandversorgung in der Fläche verträglich sind.“ Dass es zu keiner Wettbewerbsverzerrung durch staatlich geförderte Maßnahmen kommen dürfe, sei allen Planern klar, aber: „Mit ein wenig mehr Toleranz in der Sache wäre die Realisierung von Breitband für alle sicher einfacher.“
Würden Sie Ihre Erkenntnisse nicht in einer gemeinsamen digitalen Plattform speichern, stünden Sie jetzt vor einem Berg Akten: die Planer des Haller Glasfasernetzes. Von links: die beiden nebenamtlichen Geschäftsführer der Hallewestfalen.net GmbH, Jochen Strieckmann und Johannes Schwöppe, die Technischen Fachplaner Holger Werle und Michael Trammer vom Büro IEBL aus Schortens, Dr. Hans-Peter Schoene, Projektmanager für die Telekommunikation von der BIB Tech GmbH aus Rodenberg, Bernd Lenhard von der Stadt Halle sowie Christian Scharlau und Stefan Kleine vom Projektsteuerungsbüro agn aus Ibbenbüren. Es fehlen die externen Juristen und Steuerberater der hallewestfalen.net GmbH.